Kategorie: Kommentar

  • Kleine schwarze Welt

    Die SPÖ beschließt eine Funktionstrennung zwischen Bundeskanzler (Gusenbauer) und Parteivorsitzendem (Faymann). Ob das sinnvoll ist oder nicht, soll dahingestellt bleiben. Die ÖVP fühlt sich jedenfalls mit zwei Ansprechpartnern völlig überfordert.

    „Wen soll man denn anrufen“, fragen sich die schwarzen Spitzenfunktionäre und blicken angstvoll auf den Telefonapparat.

    In Tirol scheinen allerdings andere Gesetze zu gelten. Denn dort findet die ÖVP nichts daran, den roten Koalitionspartner mit einem Landeshauptmann (Platter) zu konfrontieren, der nicht gleichzeitig auch der Landesparteivorsitzende (van Staa) ist.

    Ob die Tiroler SPÖ angesichts zweier Telefonnummern in Panik verfällt und unter einem Entscheidungstrauma leidet, ist derzeit noch nicht bekannt.

  • „Ihm wird’s immer besser gehen“

    Und so schreibt der Chefredakteur heute in „Heute“ über die zu erwartende Zukunft von Josef F. aus Amstetten, der seine Tochter 24 Jahre lang in einem Kellerverlies eingesperrt hatte, sie laufend vergewaltigte, und mit ihr dabei 7 Kinder gezeugt hat:

    […] Selbst von der engsten Einzelzelle in Stein aus könnte er den Himmel sehen. Telefonate und Besuche wären natürlich erlaubt. […]
    Könnte es sein, dass unsere humanistische Gesellschaft mit Tatverdächtigen à la F. etwas überfordert ist?

    Zur Erklärung für die Langsamen: Unsere „humanistische Gesellschaft“ hat das „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Prinzip schon seit langem hinter sich gebracht. Gut so. Und falls Sie, Herr Schmitt, das Thema Todesstrafe wieder ins Gespräch bringen wollen – nein, das wird’s wohl in Österreich hoffentlich nie wieder geben. So aufgeklärt sind die Österreicher. Trotz werktäglichen „Heute“-Lesens.

    Bitte schreiben Sie ab jetzt nicht mehr über die Todesstrafe in den USA, wenn Ihnen plötzlich die österreichische Rechtsprechung und der Haftvollzug zu „human“ sind. Das Recht auf scheinheiliges Gesudere haben Sie sich gerade genommen.

    Und hoffen Sie, dass F.’s Verteidiger nicht zu Schaden kommt, nachdem Sie seine Arbeit als Strafverteidiger schlicht als Versuch verunglimpft haben, Herrn F. mit allen Mitteln von allen Strafen freizubekommen. Denn dass so eine Schreibe ein paar Verrückte auf den Plan ruft, die dem Verteidiger Drohungen zusenden, weil sie nicht kapieren, was die Funktion von Verteidigern in der Strafprozeßordnung ist, das war ja klar.

    Weil ich gerade in Fahrt bin: bitte lassen Sie endlich auch Ihre geliebte Natascha K. in Ruhe. Das Match „Medienverlag versus 18-jähriges Mädchen“ wird wohl mit ungleichen Waffen geführt. Nicht nur juristisch. Denn Natascha K. hat nicht die Möglichkeit tägliche Hetzbriefe gegen „Heute“ zu veröffentlichen.

    Fazit: Liebe Frau Dichand, Ihre Zeitung ist zum Speiben. Und Ihr Chefredakteur … ja, ihr Chefredakteur, der darf derzeit immer noch den Himmel sehen. Telefonate und Besuche sind ihm auch erlaubt …. ob man das nicht vielleicht ändern ….?

  • Raucherschutz

    Die österreichische Tabak- und Gastronomieministerin konnte wieder einen vollen Erfolg verbuchen. Die Regierung hat sich darauf geeinigt, dass in Lokalen und Restaurants Rauchverbot herrscht, ausgenommen:

    • das Lokal ist kleiner als 50 Quadratmeter und will Nichtraucherlokal sein,
    • das Lokal ist zwischen 50 und 80 Quadratmeter groß, und eine räumliche Trennung von Racher- und Nichtraucherzone ist darin möglich,
    • das Lokal ist größer als 80 Quadratmeter, es muss daher eine räumliche Trennung haben,
    • an Werk-, Sonn- und Feiertagen (stimmt nicht, aber man sucht sowas schon im Gesetzestext).

    Kurz gesagt, es wird sich nichts ändern, die Regierung spricht daher auch stolz von einer „österreichischen Lösung“. Übersetzung: Kniefall vor starken Lobbies, schlechte Nachrichten für Raucher soll später einmal die EU überbringen.

    Wenn eine Gruppe von Personen weggeht und darunter befinden sich Raucher, werden die Nichtraucher wohl oder übel auch im Raucherbereich sitzen. Kellner werden weiterhin auch in den Raucherzonen servieren, ob sie nun selbst Raucher sind oder nicht.

    Unlängst bin ich mit heftigen Nierenschmerzen mit dem Taxi ins Spital gefahren. Es ging mir schon schlecht genug, der kalte Zigarettengestank im Auto hat mir den Rest gegeben. Käsebleich bin ich in die Ambulanz gewankt, auch mein Kreislauf war am Boden. Wieso gibt es immer noch die gesetzliche Möglichkeit, in Taxis zu rauchen?

    Uund vor kurzem habe ich in einer Trafik eine Zeitung gekauft. Die Trafik war etwa 16 Quadratmeter groß, darin standen zwei Kunden, die etwa alle zwei Sekunden an der Zigarette gesaugt haben. Wieso ist in Geschäften das Rauchen immer noch erlaubt? Weil dort die Drogen ja auch verkauft werden? In Trafiken gibt es aber auch andere Dinge, die Nichtraucher kaufen wollen, warum muß man sich da durch eine Rauch- und Gestankwolke durchkämpfen?

    Es wäre schön, würde es in Österreich wieder einmal ein Gesundheitsministerium geben.

    Man darf ja noch träumen…

  • Italia, che chosa hai fatto?

    Es ist unglaublich. Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber. Und das in meinem Lieblingsland …

    Ciao, bella Italia!

  • Fingerabdrücke für Kdolsky

    Die österreichische Tabak- und Gastronomieministerin Kdolsky hat wieder eine neue Idee ausgebrütet, auf die das Department of Homeland Security in den USA stolz wäre: Auf die ecards der Sozialversicherung müssen auch noch Foto und Fingerabdruck des Besitzers drauf, meint sie. So solle Mißbrauch verhindert werden. Damit will sie die österreichischen Äzte zu verkappten Polizisten machen.

    Dürfen die Äzte ihre Patienten dann auch verhaften und in eine Zelle in der Praxis einsperren? Wird es ein österreichisches Guantanamo für ecard-Betrüger geben (vorzugsweise in Kärnten?), das unter der Obhut der Äztekammer steht?

    Müssen wir in Zukunft auch unsere Fingerabdrücke in der Apotheke, beim Billa und auf öffentlichen Toiletten abgeben, damit nur ja ganz sicher feststeht, wer da Rezepte eintauscht, 3 Liter Vollmilch kauft oder wischerln muß? Sollen wir uns eine daueraktive SIM-Karte einpflanzen lassen, und täglich in der Früh verpflichtend die Parteihymne der Christlichsozialen Partei vor einem Dollfuß-Bild singen müssen? Reicht der Regierung ihr polizeistaatliches Polizei-Sicherheitsgesetz nicht?

    Können wir dann auch verlangen, dass eine Ministerin vor der Pressestunde im ORF erst einmal durch Fingerabdruck ihre wahre Identität beweist, damit keine Doppelgängerin ihren Platz einnimmt und Unsinn spricht?

    Bitte, Frau Minister, widmen Sie doch Ihr weiteres Leben Ihrer Schweinsbraten-Rezeptsammlung. Aber geben Sie bitte baldigst den Platz frei für eine echte Gesundheitsministerin!

  • Alle Jahre wieder: die River-Dance Show

    „Allerletzter Teppichschlußverkauf“. „Alles muß raus“.

    Irgendwie habe ich alle Jahre ein Deja-Vu Erlebnis. Glaubte ich noch vor etwa einem Jahr frohgemut der Versprechung des Plakats, die aktuelle Riverdance-Show sei nun endgültig die allerletzte, hängen jetzt in Wien schon wieder Riverdance-Plakate herum, mit seit Jahren unverändertem Sujet.

    „Noch schneller, noch heißer, noch näher dran“. So steht’s als Slogan auf den Plakaten. Dabei gibt es nichts langweiligeres, als stundenlang Menschen zuzusehen, die mit auf dem Rücken gefesselten Armen herumtanzen. Einmal ist es einer, dann zehn, dann zwei, dann alle, dann drei, dann sieben, dann wieder nur einer, …., und alle machen immer dasselbe.

    *Schnarch*

    Einen Ausschnitt aus der Riverdance-Show, damals noch mit dem Erfinder Michael Flatley, habe ich vor Jahren im TV in „Wetten dass“ gesehen, und mir war schon nach spätestens einer Minute fad. Ein guter Freund, der die Show live gesehen hat, war nach dem Abend ebenfalls frustriert.

    Aber solange es Leute gibt, die auch gerne mal woanders einschlafen wollen, als immer nur vor dem Fernseher, und dafür auch noch viel Geld hinlegen wollen, wird’s weiterhin heissen: „Und täglich grüßt die Riverdance-Show.“

    Fehlt nur noch die zweite Gruppen-Schlaftherapie: „Lord of the Dance“. Aber die wird sicher auch wieder kommen. Bin schon gespannt auf das Plakat-Sujet.

  • Die Raucherministerin

    Und so sprach die Gastronomie- und Tabakministerin Kdolsky: „Ich beharre darauf, weil ich glaube, dass die Wahlfreiheit ein wichtiger Faktor ist. Wenn die Lokale das kennzeichnen, dann geht ein Nichtraucher nicht in ein Raucherlokal und ein Nichtraucher wird in ein Nichtraucherlokal gehen.“ Ohnehin habe sie schon viele Kompromisse gemacht, sagte die Ministerin in einem Ö1-Morgenjournal-Bericht, jetzt bleibe sie hart.

    Nach Kdolsky sollen Lokale unter 75 Quadratmetern Größe wählen können, ob sie Nichtraucher- oder Raucherlokale sein wollen. Hart bleiben wolle die Ministerin, meinte sie selbst, hart offensichtlich gegenüber dem Widerpart in der Regierung, der Gesundheitsministerin. Denn eine solche kümmert sich selbstverständlich um den Schutz der ausgehwilligen Nichtraucher vor übermäßiger Feinstaub-Belastung und Geruchsbelästigung.

    Einziges Problem: Österreich hat derzeit zwar gleich zwei Wirtschafts-, aber leider kein Gesundheitsministerium.

  • Verdiente Regierung?

    Wenn jedes Land die Regierung hat, die es verdient (USA, Russland, China, …), haben dann wir in Österreich auch die große Koalition verdient? Eine Regierung, die im Blitztempo Gesetze beschließen läßt, ohne dass es zuvor zu sinnvollen Diskussionen und Arbeiten in Ausschüssen gekommen ist? Die menschenrechtlich bedenkliche Gesetze durchpeitscht, vor denen namhafte Experten warnen (abgesehen davon, dass sich in den neuen Bestimmungen wieder eine ungeheure Kleinkariertheit und Boshaftigkeit zeigt)? Die völlige Freiheit in der (Online-)Bespitzelung der Bürger durchsetzt, wo sogar in den USA immer noch ein Richter auch mitten in der Nacht seine Genehmigung dazu geben muss. Die die Zugehörigkeit zu Kammern, das sind Vorfeldorganisationen der großen Parteien, nun auch verfassungsrechtlich festlegen läßt, sodass spätere Regierungen das nicht mehr so leicht wieder reparieren können?

    Die aber alles, was endlich sinnvoll angepackt gehört, schwer vergeigt: Schulreform, Gesundheitsreform, Nichtraucherschutzgesetze, Umweltbestimmungen, Ortstafeln in zweisprachigen Gebieten, Begünstigung von Bahntransporten, …

    In diesen Tagen wird die Demokratie in Österreich von SPÖ und ÖVP nachhaltig beschädigt.

    Haben wir das wirklich verdient?

  • Marketing für Dummies

    Die Unterhaltungsindustrie macht es vor: allerorts werden wir mit Infos und Werbung über die Segnungen von Riesenfernsehgeräten überschüttet. Es muß unbedingt ein LCD-TV Gerät sein, nein, Plasma, nein, 32 Zoll, nein, doch 40 Zoll, 16:9, HD ready und was weiß ich alles. Dazu kommt, dass analoger Fernsehempfang nicht nur modisch out, sondern in Österreich auch technisch gar nicht mehr möglich ist. Stattdessen landen jetzt digitale Signale mittels DVB-T Box auf den Riesenschirmen.

    Was ist der Effekt? Verpixelte kleine Figuren bei Fußballspielen, Riesenpixelblöcke bei Empfangsproblemen, verwischte Spuren bei schnellen Bewegungen kleiner Objekte. So schlecht war die Bildqualität bei analogem Empfang auf Röhrenschirmen schon lange nicht mehr. Aber dafür kostet die neue Chose auch nur ab ungefähr 1.000,- Euro.

    Das nenne ich perfektes Die-Konsumenten-für-blöd-verkaufen-Marketing. Mehr Geld aus den Taschen der Leute für schlechtere Leistung ziehen, das ist Chuzpe.